Was ist Mansplaining? Wie du es erkennst und selbstbewusst konterst
Im Büro, beim Familienessen, im Fitnessstudio: Sie sind überall – Männer, die ungefragt ihr Wissen preisgeben. Lang, ausführlich und natürlich umfassend. Kommt dir das bekannt vor? Dann warst auch du wohl bereits Zeugin von Mansplaining. Doch was bedeutet Mansplaining? Dieses Wort bezeichnet die meist herablassenden, besserwisserischen Erklärungen eines Mannes, der fälschlicherweise davon ausgeht, mehr über einen Sachverhalt zu wissen als sein – meist weibliches – Gegenüber. Das ist nicht nur nervig, sondern kann auch ganz schön anstrengend werden. Wie du Mansplaining erkennst, in Zukunft mit den Besserwissern umgehen und Schlagfertigkeit lernen kannst– wir haben ein paar Tipps für dich.
Mansplaining: Daher kommt der Begriff
- Das Wort Mansplaining (Übersetzung: eine Zusammensetzung der Wörter „Mann" und "erklären") entstand im Jahr 2008.
- Als Erfinderin der Mansplaining-Definition gilt die amerikanische Schriftstellerin Rebecca Solnit, die ihr Essay „Men Explain Things to Me" ("Männer erklären mir Sachverhalte") damals in der LA Times veröffentlichte.
- Dieses war so erfolgreich, dass daraus später sogar ein komplettes Sachbuch entstand (Rebecca Solnit, „Wenn Männer mir die Welt erklären", Hoffmann und Campe, 2015).
- Solnit berichtete darin von einer Party, auf der ihr ein älterer Herr in Oberschullehrer-Manier ein Buch erklärte und sich dabei auch trotz mehrerer Versuche nicht unterbrechen ließ. Ungünstig für den Mann: Das Buch, über das er die Autorin belehrte, war von ihr selbst verfasst worden!
- Übrigens gebrauchte Rebecca Solnit in ihrem Essay hierüber das Wort „Mansplaining" nicht – es entstand erst danach im Internet.
Mansplaining: Besserwisser erkennen
Natürlich ist nicht jeder Mann, der etwas zu erklären versucht, des Mansplainings schuldig oder automatisch ein Besserwisser. Die Mansplaining-Definition bezieht sich lediglich auf die Männer, die einer Frau einerseits etwas erklären und ihr andererseits die Expertise absprechen. Sie belehren das weibliche Gegenüber, weil sie automatisch davon ausgehen, mehr über einen Sachverhalt zu wissen, als die Frau. Manche Frauen fühlen sich dadurch eingeschüchtert – schließlich berichten die jeweiligen Mansplainer oft so im Brustton der Überzeugung von ihren Erfahrungen, dass es verunsichern kann.Die britische Autorin Kim Goodwin hat via Twitter einen Leitfaden geteilt, wie Männer ihr eigenes Mansplaining erkennen. Dabei gebe es drei zentrale Fragen, die sie sich stellen sollten, so Goodwin:
- Ist meine Erklärung erwünscht?
- Ist die Einschätzung der Kompetenz meines Gegenübers korrekt?
- Wie beeinflusst meine Befangenheit oder Sozialisierung meine Interpretation der ersten beiden Fragen?
Schlagfertigkeit lernen: So stoppst du Mansplainer
Besonders im Beruf ist das Mansplaining anstrengend und zeitraubend. Und du kommst oft nicht drum herum: Stoppen lässt es sich in den meisten Fällen ausschließlich durch Gegenwind. Was bedeutet, dass Mansplaining nur funktioniert, solange der Mansplainer auch jemanden hat, der ihm – möglichst ohne Widerspruch – zuhört.Oft passiert Mansplaining tatsächlich unbewusst, und sehr häufig steckt dahinter ein traditionelles Rollenbild mit entsprechender Sozialisierung. Diese haben wir auch heute noch nicht ganz überwundern. Aber wenn wir immer nur zuhören, nett lächeln und nicken, wird sich daran nichts ändern. Unsere Tipps:
- Mach dich nicht klein und teile dein Wissen mit. Beispielsweise so: „Lassen Sie mich meine Ausführungen zu Ende bringen. Danke, dass Sie mich ausreden lassen …".
- Sprich den Mansplainer direkt auf sein Verhalten an. Wichtig: Sende dabei Ich-Botschaften: „Mir ist aufgefallen, dass …".
- Lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Stelle stattdessen Fragen, die den Erklärenden herausfordern. Unterbrich, frag „Warum?", „Weshalb?" oder "Wie funktioniert das im Detail?". Zumeist hast du es nämlich nicht mit echten Experten zu tun, sondern mit Männern, die sich für einen solchen halten. Hake auch gern nach, wie lange sich dein Gegenüber bereits mit diesem Thema beschäftigt und ob er dir passende Fachliteratur ans Herz legen kann. Spoiler: Kann er meistens nicht.
- Stelle dem Besserwisser eine direkte Gegenfrage: „Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie mir diesen Sachverhalt erklären müssen?"
- Manchmal hilft es, das Gegenüber abzuwürgen. Oft kennen wir unsere Pappenheimer doch ganz gut und wissen, wer gern zu einem langen Vortrag ansetzt. Mache ihm klar, keine Zeit hierfür zu haben.
Denk an deine Kompetenzen
Resigniere nicht, falls du in einer bestimmten Situation nicht so souverän reagiert hast, wie du es eigentlich vorhattest. Mit Schlagfertigkeit ist es wie mit fast allen Dingen im Leben – manche Menschen sind Naturtalente, andere müssen erst einmal üben. Schau dir dazu deine Verhaltensmuster an und spiele Situationen erneut durch: Was hat dich gebremst, was möchtest du beim nächsten Mal besser machen? Lege dir Antworten zurecht – so lässt sich Schlagfertigkeit lernen.
Führe dir zudem deine Kompetenzen auf dem jeweiligen Gebiet vor Augen. So wirst du schlagfertiger, selbstsicherer und gibst dem Mansplainer Contra.